Projektbericht Mercedes McLaren SLR – vom Rennsport in die Serienproduktion
Thomas Neubert berichtet vom einem Lernprozess auf Augenhöhe.
Projektbericht Mercedes McLaren SLR – vom Rennsport in die SerienproduktionDie Entwicklung und Bemusterung des Mercedes McLaren SLR Roadsters stellte unser Team vor eine spannende Herausforderung. McLaren, bekannt für seine Erfolge im Rennsport und die Fertigung exklusiver Kleinserien, arbeitet nur selten nach den Prozessen, die man aus der klassischen Serienproduktion kennt. Produktionsprozess- und Produktfreigabeverfahren (PPF/PPAP) gehörten daher nicht zum täglichen Vokabular von McLaren oder seiner spezialisierten Zulieferern. Das Ergebnis: Technische Prüfungen an Bauteilen fanden nur sporadisch statt, Materialzeugnisse gab es kaum, und selbst bei grundlegenden Komponenten wie Schrauben griff man einfach ins Regal, ohne genau zu dokumentieren, welche Teile zum Einsatz kamen. Die Ausgangslage war also alles andere als typisch – und ein besonders interessanter Fall für uns.
Unser erster Schritt bestand darin, bei McLaren mit einem Workshop anzusetzen. Ziel war es, den Entwicklungsteams und Bauteilverantwortlichen zu erklären, warum ein PPF-Verfahren in diesem Projekt sinnvoll ist – jedoch ohne belehrenden Ton, sondern auf Augenhöhe. Gemeinsam beleuchteten wir, welche Vorteile eine strukturierte Dokumentation und standardisierte Qualitätsprüfung für die Serienreife des SLR bringen würde. Die Beteiligten verstanden, dass wir nicht nur Regularien erfüllen wollten, sondern ihnen Werkzeuge an die Hand gaben, um ein konsistentes Qualitätsniveau zu erreichen.
Anschließend ermutigten wir die Verantwortlichen, direkt mit ihren Lieferanten in Kontakt zu treten und ihnen den Umgang mit wichtigen Dokumenten wie dem Part Submission Warrant; dt.: Teilevorlagebestätigung (PSW) näherzubringen. Auch stellten wir sicher, dass Materialprüfzeugnisse für Halbzeuge und Verbindungselemente nun regelmäßig mitbestellt wurden. Diese Maßnahmen hatten bald einen spürbaren Effekt: Schon beim zweiten Audit zeigte sich, dass die Dokumentation und Prüfberichte bei den Lieferanten deutlich besser aufgestellt waren.
Obwohl die Dokumentation Fortschritte machte, dauerte es einige Schleifen, bis alle Komponenten des SLR Roadsters serienreif waren. Ein besonderes Beispiel dafür waren die Flügeltüren: Solche Türen sind an sich schon ein Unikum, aber bei einem Cabrio stellen sie eine noch größere Herausforderung dar. Werkstoffliche Aspekte und Festigkeitsfragen standen dabei im Mittelpunkt, und hier konnten wir unser Material-Know-how einbringen. Gemeinsam mit der Entwicklung und Konstruktion gingen wir diese Herausforderungen an und arbeiteten eng mit dem Team an Lösungen, die sowohl technisch als auch designtechnisch überzeugten.
Rückblickend war dieses Projekt nicht nur fachlich bereichernd, sondern hat uns auch als Team viele neue Perspektiven eröffnet. Und das Resultat? Der SLR Roadster ist ein absolutes Traumauto geworden. Das verdanken wir natürlich in erster Linie der herausragenden Arbeit des gesamten Teams bei McLaren – von den Ingenieuren über die Zulieferer bis hin zu jedem Bauteilverantwortlichen, der sich auf das Abenteuer Serienproduktion eingelassen hat.
Am Ende hatten wir nicht nur das Privileg, an einem solchen Meisterwerk mitzuwirken, sondern ich durfte sogar selbst eine Runde über das Werksgelände in Woking drehen. Entgegen aller Befürchtungen der Kollegen von McLaren bin ich übrigens nicht im firmeneigenen See gelandet – auch wenn das wohl eine unterhaltsame Geschichte gewesen wäre. Die Arbeit mit McLaren bleibt mir als ein einzigartiges, lehrreiches Erlebnis im Gedächtnis, nicht zuletzt wegen der Freundlichkeit und Leidenschaft des Teams – Benzin im Blut und ein klarer Blick für Exzellenz.